Fachkräfte werden in Ihrem Berufsleben von Eltern, Trägervertreter_innen sowie anderen Kolleg_innen immer wieder mit der Aussage konfrontiert, dass Kinder im Kindergarten etwas Sinnvolles lernen sollen, anstatt immer nur zu spielen. So fordern beispielsweise Politiker und besorgte Eltern, unterstützt von diversen Ergebnissen unterschiedlichster Studien (PISA, IGLU-, OECD-Studie, etc.), eine überzeugende Vorbereitung der Kinder auf die Schule. Damit verbunden wird meist auch die Abkehr vom spielerischen Lernen im Kindergarten unterstützt. Ob eine Verschulung des Lernens in der frühen Kindheit sinnvoll ist, darf auf Grundlage der Erkenntnisse unter anderem aus der Hirnforschung und der Entwicklungspsychologie der letzten Jahre bezweifelt werden. Denn im Spiel „begreift“ das Kind eigenaktiv und selbsttätig Zusammenhänge und damit ihre_seine materiale, personale und soziale Umwelt. So stellte Adolf Portmann schon 1976 fest: “Spiel ist freier Umgang mit der Zeit, ist erfüllte Zeit; es schenkt sinnvolles Erleben jenseits aller Erhaltungswerte; es ist ein Tun mit Spannung und Lösung, ein Umgang mit einem Partner, der mit einem spielt – auch wenn dieser Partner nur der Boden ist oder die Wand, welche dem Spielenden den elastischen Ball zurückwerfen”
(Portmann, A. [1976]: Das Spiel als gestaltete Zeit.
In: Bayer. Akademie der Schönen Künste [Hrsg.]: Der Mensch und das Spiel in der verplanten Welt.
München: Akademieverlag [S. 60]).
Aufgabe erwachsener Bezugspersonen, die Kinder als aktive und selbsttätige Wesen betrachten, muss somit sein, diesen das Entdecken ihrer_seiner Umwelt im Spiel zu ermöglichen. Impulse, die Kinder in Bewegung bringen, sind dabei verschulten Lernformen im Rahmen der frühkindlichen Bildung im Kindergarten, vorzuziehen. Die Umsetzung eines entsprechenden Konzeptes im Kindergarten spiegelt sich in der gesamten pädagogischen Arbeit wieder und reicht von den Impulsen/Angeboten, die Fachkräfte den Kindern bieten bis zur Raumgestaltung, die mit ihrer vorbereiteten Umgebung ebenfalls sinnvolle Lernanregungen schaffen kann. Dabei haben sich insbesondere Konzepte, die Bewegung in den Mittelpunkt stellen (Psychomotorik, Bewegungserziehung, etc.) als sinnvolle Möglichkeiten etabliert, Kindern im gesamten Alltag freie Spielgelegenheiten zu bieten. Ausdruck sind die zahlreichen zertifizierten Bewegungskindergärten in den unterschiedlichen Bundesländern und alle Einrichtungen, die sich Bewegung als Prinzip ihrer pädagogischen Arbeit auf die Fahnen geschrieben haben.